Vierte heilige Nacht vom 27. – 28. Dezember
Hier beleuchtet unsere geistige Sonne das Thema unsers ICHs.
Dieses Ich hat laut anthroposophischer Anschauung immer einen göttlichen und einen egozentrischen Anteil.
Der egozentrische Anteil hat wiederum zwei Seiten. Die eine Seite des ICHs ist selbstständig und mit Willen ausgestattet. Das ist essentiell und verwurzelt uns mit der irdischen Welt, wenn es um die Themen Anerkennung, sozialer Status und Selbstbehauptung geht.
Die andere Seite des egozentrischen Anteils verzettelt sich zwischen Trieben und den Anforderungen der Realität. Er verstrickt sich zwischen gesellschaftlichen Normen und Wertvorstellungen und den wirklichen Bedürfnissen, die aus seinem Inneren kommen. Und da wir häufig eine egozentrische Wahrnehmung und Handlungsweise annehmen, erleben wir das ICH oft nicht als göttlich, sondern fast ausschließlich als egozentrisch.
Mit welchem Anteil unseres Ichs wir gerade in Verbindung sind, können wir Im Alltag leicht merken.
Nämlich dann, wenn unser Befinden davon abhängt, was uns an Außenreizen gerade entgegen kommt. Dann sinkt unsere Stimmung, wenn uns etwas scheinbar Negatives widerfährt, oder sie hellt sich auf, wenn jemand etwas scheinbar Nettes sagt. Auf diese Weise werden wir zum Spielball der äußeren Umstände. Und anstatt aus uns selbst heraus zu agieren, reagieren wir nur noch. Und mit der Zeit wird der Geist von Identifikationen regelrecht verstopft. Oder anders ausgedrückt: Im Hintergrund läuft – ohne dass wir es bewusst wahrnehmen – ständig ein innerer Monolog ab. Er speist sich aus all unseren Überzeugungen, Konzepten und Urteilen.
Sind wir jedoch mit dem göttlichen Anteil unseres ICHs verbunden, kommt es zu einem Gewahrsam, wo wir gleichzeitig uns selbst und unsere Umgebung im Blick haben. Wir sind sozusagen Beteiligter und Zeuge in einer Person.
Das bedeutet für unseren Alltag
Um ein ausgewogenes Verhältnis zu unserem egozentrischen und göttlichen Ich zu finden, brauchen wir dreierlei: Ein stimmiges Körperbewusstsein, den Zugang zu unseren Gefühlen und die Wahrnehmung des eigenen Denkens. Wenn wir das immer mal wieder erreichen, fühlt es sich einfach gut an, denn wir sind für ein paar Momente von unseren Identifikationen abgerückt. Die Anthroposophen würden sagen: Wir verhelfen uns durch unsere eigene Initiierung zum Glück.