Liebe Leserinnen und Leser,
Das Zauberwort
Worte gestalten unser Bewusstsein
Von den Eskimos wissen wir, dass sie rund 40 verschiedene Wörter für die unterschiedlichen Zustände des Schnees kennen.
Ist das nur Spielerei?
Ganz und gar nicht. Schnee war für das indigene Volk hoch im Norden seit jeher ungeheuer wichtig. Wahrscheinlich sogar überlebenswichtig; denn die Informationen über den Schnee verriet den Menschen, wie sie sich kleiden mussten, wie schnell sie voran kamen, welches Wachs sie unter den Kufen brauchten und wie die Jagdaussichten waren.
Das richtige Wort sorgte für das angemessene Verhalten – und das entschied über Erfolg und Misserfolg.
Heute ist es nicht anders – auch wenn wir nicht so viele Wörter für Schnee wissen müssen. Es sei denn wir sind Profi-Skifahrer.
Doch nehmen wir ein anderes Beispiel: Unseren eigenen Körper – ihn sollten wir gut kennen, damit wir ihn uns zum Freund machen können. Die rechtzeitige Wahrnehmung der verschiedenen Zustände unseres körperlichen Befindens entscheidet über Krankheit und Gesundheit.
Allerdings beobachten wir ein eklatantes Ungleichgewicht: Wir verfügen über wesentlich mehr Wörter, die einen sogenannten kranken Zustand beschreiben, als wir Wörter benutzen, die auf gesundes Empfinden hinweisen. Das kannst Du gleich mal testen: Frage einfach eine Person deines Vertrauens, wie es ihr geht. Es wird vermutlich folgendes passieren: Geht es der Person gut, so hörst du ein lapidares „Gut“. Geht es der Person aber schlecht, so folgt eine ausführliche Beschreibung dieses elenden Zustands. Ohne ein einziges Mal nachfragen zu müssen, erfährst du die gesamte Nuancenvielfalt des körperlich-seelischen Erlebens.
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