TAO Touch Newsletter – April 2014

►  April Thema:                                 Früher war die Zukunft auch mal besser

 

Baumgeist newsletter

Liebe Leserinnen und Leser,

Früher war die Zukunft auch mal besser!

  • Früher gab es beispielsweise kaum jemanden, der dutzendweise „Freunde“ gesammelt – pardon: ‚geliked‘ hätte.
  • Da saß auch nicht dauernd jemand auf deiner Couch, der dich vor allem deshalb gut fand, weil er dich für sein Network Marketing Geschäft gewinnen wollte.
  • Es war auch nicht gerade üblich, ständig jemanden zu coachen und ihm andauernd mit verständnisvollem Kopfnicken die ‚volle Wertschätzung‘ auszudrücken.
  • Und nicht zuletzt wollte man seine Mitmenschen auch nicht zu unentwegtem Konsum bewegen.

Vor nicht allzu langer Zeit bestand die wahre Tugend eines Freundes vor allem darin, dem andern kritisch gegenüberzustehen. Ja, Ihr habt richtig gehört. Das, was er tat, zu hinterfragen und ihn auf Unterlassenes aufmerksam zu machen. Wir sprechen von einer Tugend, deren Ausübung am Ende nicht in Rechnung gestellt wurde oder sonst eine Gegenleistung erwartete. 

Ja, die Zeiten haben sich geändert, doch unsere Grundbedürfnisse sind dieselben geblieben.
Wir wollen nach wie vor um unserer Selbst willen geschätzt werden, uns unter Gleichgesinnten wohl fühlen, Liebe und Spiritualität erfahren. Das war sicher zu allen Zeiten so.

Kürzlich fragte uns ein Freund, wo wir denn gerne wären, wenn wir für einen Tag verreisen dürften. „Wir würden gerne in Deutschland bleiben“, sagten wir ihm, jedoch gerne in der Zeit zurück reisen – weit zurück. In eine Epoche, bevor Karl der Große seinen politischen und die Würdenträger der entstehenden Kirche ihren moralischen Grundstein legten.

Wo unsere Seele zu Hause ist

Wir laden dich ein, die Flügel der Phantasie auszubreiten und mit zu segeln!

Wir befinden uns in einer Zeit, als unser schönes Land hauptsächlich von Buchenwäldern überzogen war. Buchenwälder wie lichtdurchströmte Kathedralen, die zum Gottesdienst einluden – oder genauer gesagt zum Götterdienst. Denn die Natur war beseelt. In ihr lebte ein vielschichtiges und wildes Wesen, das Ehrfurcht gebot.

Die weitläufigen Moorlandschaften Norddeutschlands mit ihren Erlen- und Eiben Beständen brachten die Elfen zum Tanzen, in den knorrigen Stämmen uralter Eichen lebten düstere, missgelaunte Gestalten und über den Wassern schwebten die Geister der Intuition und Heilung. Beschattete Bachläufe führten herrlich frisches Wasser. Ab und zu schlug Donar auf einen riesigen Gong, und die Welt erzitterte.

Die Menschen waren voller Respekt und betrachteten die Natur als Heiligtum. Im Süden unseres Landes entstanden die ersten größeren Kelten Siedlungen, wo jeder jeden kannte. Das Leben war geprägt von Jagd, Krieg, Ritual und Naturverehrung. Bäume spielten dabei eine überragende Rolle: In ganz Mittel Europa entstanden sogenannte Haine. Das waren Gruppen alter Bäume an kraftvollen Plätzen, die ihren Besuchern Halt und Zuversicht gaben. Es waren die Wellness Tempel der Eisenzeit, in denen nichts Böses geschah und in denen man auf den Rat der Götter hoffen konnte.

Zurechtgestutzt

All das änderte sich mit der Parole: „Macht Euch die Erde untertan“. Das verkündeten die Protagonisten der monotheistischen Religion, die von Rom über England auch zu uns kam. Mit diesen Worten begann eine Epoche beispielloser Zerstörung, die bis heute anhält.

Als erstes fielen die Bäume. Im 9. und 10. Jahrhundert wurden alle Haine als Stätten heidnischen Treibens verwüstet. Menschen wurden unterjocht und gezwungen, den neuen Glauben  anzunehmen. Zunächst wurde der Natur das wilde Wesen genommen. Danach wurde die Seele des Menschen, die ihre Entsprechung in der Seele des Waldes fand, gestutzt. Aus dem Wald wurde der Forst und aus dem Heiligtum die Ressource. Die Schönheit der lieblichen Plätze musste weichen.  Und Bäume sah man vor allem als nachwachsenden Rohstoff.

Doch die Bedürfnisse von uns heutigen modernen Menschen sind noch dieselben geblieben. Tief in uns drinnen lieben wir die Einsamkeit des Waldes, das Singen der Vögel in den hohen Baumkronen und das behutsame Fallen der Blätter. Wenn wir still und aufmerksam sind, gelingt es uns auch heute noch, die Schönheit der Natur wahrzunehmen. Einfach in ihr zu sein und aufzutanken – ganz ohne Walking Stöcke und Puls Uhr. Dazu ist eines ganz wichtig:  Wir müssen den Blick heben: Weg von uns selbst und hin zur Schöpfung, die beständig ein- und ausatmet und uns mit am Leben erhält.

Gerade jetzt im Frühling wünschen wir Euch einen kraftvollen Zugang zur Natur – um Euch herum, aber auch in Euch drin. Ein neuer Satz könnte lauten: ‚Lebe wild und weniger vorsichtig‘! Mut und Eigensinn tun gut, gerade in unseren Zeiten. P.S. Literatur Empfehlung: „Der Geist der Bäume“ von Fred Hageneder

Wolfram & Ricarda