► Juni Thema: ● Lohnt sich Gesundheit eigentlich noch?
Liebe Leserinnen und Leser,
Lohnt sich Gesundheit eigentlich noch?
Unsere Lohengrin Therme in Bayreuth ist ein Ort, an dem Gesundheit großgeschrieben wird. Seit nunmehr 15 Jahren fördern wir dieses Ziel mit einem vielseitigen Gesundheitsprogramm. Wir sind täglich im Einsatz und kennen so manche Kranken – bzw. Gesundungsgeschichte. Dabei geraten wir immer wieder mal ins Schleudern, weil wir uns fragen: Lohnt sich Gesundsein eigentlich noch?
Rolf
Da ist zum Beispiel Rolf – eine oberfränkische Frohnatur. Er lachte selbst dann noch, als er sich damals vor 5 Jahren nach einem schweren Unfall und demolierter Wirbelsäule ins warme Wasser schleppte. Vor kurzem sahen wir ihn wieder. Diesmal rollte er herein. Seine Stimmung war augenscheinlich auf einem Hoch angelangt; von seinem High-Tech-Rollstuhl aus grüßte er nach allen Seiten, gab – wie ein Fürst – hie und da am Beckenrand Audienzen und scherzte ausgelassen. Rolf hatte aufgrund seines Wirbelsäulen-Schadens sein rechtes Bein verloren. Doch trotzdem, oder gerade deshalb, wirkte er zentriert – ganz so, als sei er bei sich angekommen. Er beanspruchte den ersten Platz unter den ‚Gehandicapten‘ und genoss sichtlich die Vorteile.
Petra
Wir erinnern uns an Petra, die nach einem Schlaganfall nur noch sehr kleine Schritte machen konnte – was sie allerdings ermutigte, einen großen Schritt in ihrem Leben zu gehen. Sie schaffte es, aus ihrer Ehe auszusteigen, die ihr längst zur Qual geworden war. Sehr hilfreich in ihrem Trennungs-prozess war Reinhard, den sie in der Reha kennen- und lieben gelernt hatte. Die beiden zogen zusammen und unterstützen seitdem einander auf liebevolle Weise.
Inzwischen kann man mit Petra wieder ganz gut sprechen, denn sie hat den Gebrauch ihrer Zunge neu gelernt. Im Gespräch zeigt sich eine tiefe Zufriedenheit mit sich selbst und dem Leben. Und ab und zu zwinkert sie ihrem Freund schelmisch zu.
Eine alte Bekannte
Nach langer Zeit trafen wir mal wieder eine alte Bekannte in der Thermen-Welt. Auf die Frage, wie es ihr ginge, sagte sie, dass alles Okay sei. Nur ihren Mann hätte es vor drei Jahren erwischt: Burnout Diagnose. Auf unsere bestürzten Gesichter hin beschwichtigte sie uns – er sei schon längst über dem Berg, hätte eine ausführliche und lehrreiche Zeit der Therapie und Reha hinter sich. Und da er ja jetzt vorzeitig berentet sei, könne er sich endlich seinem Hobby widmen: Dem Hausbau. Inzwischen sei er schon in Arbeit an seinem dritten Haus.
Der Wert des Lebens
Sicher, Krankheiten kann man sich heutzutage leisten. Wir sind gut abgesichert und nicht zuletzt bietet der Schicksalsschlag – ist er erst einmal überlebt – so manche Vorteile: Wir kommen in den Genuss einer großartigen medizinischen Versorgung und treten in eine Schicksalsgemeinschaft mit anderen ein. Wir können darüber hinaus eine Sonderstellung in der Gesellschaft einnehmen. Und nicht zuletzt die Krankheit als Weg betrachten, der uns zeigt, wie wertvoll Leben ist.
Wir haben uns gefragt, ob wir mit Rolf, Petra oder irgendeinem anderen Schwerkranken tauschen möchten. Eindeutig nein! Ein Behindertenleben macht nicht immer nur Spaß. Wir sind davon überzeugt, dass es wichtiger ist, die ganz individuellen Herausforderungen des Lebens anzunehmen. Und das muss nicht gleich eine schwere Krankheit sein. Und doch zeigen uns Unstimmigkeiten und Unausgeglichenheit – und das fängt viel früher an als jede Krankheit – die Einzigartigkeit des Augenblicks. In ihm spüren wir, wie lebendig wir sind. Ja, Gesundheit lohnt sich allemal!
Wir wünschen Euch in diesem Sinne einen schönen, gesundheits-strotzenden Sommeranfang
Wolfram & Ricarda