Freiheit, die wir meinen
Der Syrer Firas Alschater ist seit knapp drei Jahren in Deutschland. Mit seinen sozial-kritischen Beiträgen ist er bereits heute ein Youtube-Star. Auf die Frage, was ihm an Deutschland besonders auffalle, sagt er, er könne nicht verstehen, dass die Deutschen die Freiheit, die ihnen der Rechtsstaat garantiert, weder wertschätzten noch nutzten. Stattdessen schränkten sie sich freiwillig ein, ordneten sich Konventionen und ungeschriebenen Gesetzen unter und würden ständig über 1000 kleine Unzufriedenheiten klagen.
Die Wurzel der Freiheit
Wir finden: So eine Außensicht, aus einem ganz anderen Blickwinkel ist schon interessant. Und wir haben uns gefragt, wo die Wurzel des menschlichen Freiheitsgefühls eigentlich zu suchen ist. Ein klares Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit entsteht durch und aus unserem Körper.
Für viele sicherlich eine erstaunliche Tatsache. Um sie nachvollziehen zu können, versetze dich in die Lage eines 6 Monate alten Kindes: Nach einem halben Jahr intensivster Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und der Schwerkraft, ist ihm bereits so vieles gelungen: Es hebt den Kopf selbständig, es fasst Ziele ins Auge, das Kind meistert die basalen Beuge- und Streckfunktionen seiner Wirbelsäule, dreht sich von der Rücken- in die Bauchlage und kriecht einmal quer durch das Zimmer auf den roten Ball mit den weißen Punkten zu. Das Triumphgefühl dieser koordinativen Meisterleistung ist berauschend. Wir alle haben das erlebt und in unseren Zellen gespeichert. Es ist die Grundlage, auf der wir weitere Erfolge aufbauen.
Fatal ist nur, wenn sich derartige körperliche Freiheitserfolge nicht fortsetzen lassen. Beengte Wohnverhältnisse, Nachbarn, die keine Unruhe dulden, ein gefährliches, städtisches Umfeld, zu wenige Spiel- und Experimentierräume für Kinder – das alles sind Zwänge, die das Gefühl von Freiheit und Autonomie drastisch einschränken.
Wie es dann weitergeht
Dazu kommt, dass unsere Kinder durch die Medien regelrecht „stillgelegt“ werden. Sie krabbeln nicht mehr unter Hecken durch und auch nicht mehr auf Bäume rauf. Stattdessen versorgen sie auf dem Bildschirm virtuelle Katzen, leeren zwei-dimensionale Mülleimer oder sortieren Dreiecke und Kreisfiguren zu Gruppen.
Was dabei herauskommt ist beängstigend: Kinder, die im Grundschulalter nicht mehr rückwärts laufen können, keine Kreuzschritte mehr auf die Reihe bringen und nicht wissen, was sie mit einem Klettergerüst anfangen sollen. Emotional neigen diese Kinder einerseits zu Realitätsverlust und andererseits zu Aggressivität.
Zur Bewegungsarmut gesellt sich das Ernährungsproblem. Diabetes und Gefäßschäden sind massiv auf dem Vormarsch. In Deutschland sind 17% der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren übergewichtig, in der Schweiz sind es bereits 22 % und in den USA sogar ein Viertel. Kein Wunder, dass inzwischen empfohlen wird, dass Fitnessexperten den Kindern in den Kindergärten wieder das Spielen beibringen sollen.
Körpergefühl schafft Freiheitsgefühl
Für uns „Körper-Seele-Geist-Experten“ ist völlig klar, dass ein freiheitliches Lebensgefühl mit einem reichen, differenzierten Körpergefühl Hand in Hand geht. Das gilt im gleichen Maße für Erwachsene. Unter differenziertem Körpergefühl ist mehr gemeint, als das Training für den nächsten Halbmarathon oder den Rother Triathlon. Vielmehr geht es um das Lernen neuer Bewegungsmuster und um das Integrieren von Muskeln in den Gesamtzusammenhang einer Bewegung. Der Indikator einer gut integrierten, koordinierten Bewegung ist übrigens der Bewegungsfluss. Bewegungen müssen sich weich und fließend anfühlen; dergleichen findet man im sanften Kampfsport des Tai Chi, im Tanz, Klettern u.v.m.
Der Körper ist das erste Territorium, das wir uns wieder zurückerobern müssen. Mit der daraus resultierenden Vitalität werden unsere Wirkungskreise größer und größer. Und schließlich erlangen wir die Kontrolle über unser Leben zurück. Die Klagen verstummen und die Freude nimmt zu. Das wäre doch fürwahr ein anstrebenswertes Ziel.
Herbstlich-stürmische Grüße
Euer TAO Touch Team, Wolfram & Ricarda
In eigener Sache
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Der Terminplan 2018