Und wieder stapft der Nikolaus . . .
Heute teilen wir noch einmal ein wunderschönes Gedicht mit Euch. Es ist von Erich Kästner.
Für mich ist es ein ganz besonderes Gedicht. Es wurde in unserer Familie von Generation zu Generation weitergegeben. Ich erinnere mich sehr genau: Weihnachten war einfach nicht Weihnachten, wenn es nicht einer aus der Familie vorgetragen hat. Und so oft ich es auch in all den Jahren gehört habe (mittlerweile bin ich 68 Jahre alt) hat es mich jedes Mal auf’s Neue berührt und meine Phantasie angeregt. (Allerdings wurde in unserer Familie nicht vom Nikolaus, sondern vom Weihnachtsmann gesprochen.)
Heute gebe ich das Gedicht an unsere Tochter Anna-Lea weiter. Sie lebt in Hamburg. Also bekommt sie es per Post zugeschickt. Und vielleicht trägt sie diese Tradition ebenso weiter wie ich . . .
Der Dezember
Das Jahr ward alt. Hat dünnes Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.
Ist viel gescheh‘n. Ward viel versäumt.
Ruht beides unter‘m Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh.
Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, wenn man‘s versteht.
Und wieder stapft der Nikolaus/Weihnachtsmann
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
Der golden-grüne Baum.
Warst selbst ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blüh‘n.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.
Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag,
dann dröhnt das Erz und spricht:
Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht.
Und da dieser Adventskalender als interaktiver Kalender gemeint ist, wüssten wir wirklich gerne: Was ist in Euren Familien Tradition?