Fünf Thesen, die es in sich haben
In der Wissenschaft ist es wie mit allem: Was heute als gesichert gilt, kann morgen schon überholt und veraltet sein. Zum Beispiel glaubte man noch im 19. Jahrhundert, dass man Menschen das nötige Wissen ‚ein-trichtern‘ könnte. Das entspringt eindeutig einem materiellen Denken, denn Wissen schien nichts anderes zu sein, als Masse, die ein leeres Gefäß füllen sollte.
Diese Denkgrundlage hielt sich lange: Noch in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts ging die Neurobiologie davon aus, dass Lernen damit verbunden sei, dass sich bei gelungenen Lernprozessen bestimmte Moleküle ins Gehirn einlagern. Diese sollten für die Abrufbarkeit des Wissens verantwortlich sein. Daran glaubt heute glücklicherweise kein Mensch mehr.
In anderen Bereichen aber hat sich wissenschaftliche Erkenntnis noch nicht so klar durchgesetzt.
Was unsere Gesundheit angeht, so glauben wir (noch) vieles, was schon lange keine Berechtigung mehr hat und auf veralteten Anschauungen beruht.
Fünf Thesen, die unsere Rückengesundheit betreffen, und die sich bei näherer Betrachtung als falsch erweisen.
Erste These: Rückenmuskeln müssen gestärkt werden
Warum es anders ist: 90% aller Rückenbeschwerden basieren auf verspannten Muskeln.
Wenn man diese verspannten Muskeln zusätzlich noch stärkt, wird logischerweise die Verspannung gestärkt und nicht aufgelöst. Statt „Stärkung“ muss man „Koordination“ denken. Koordiniert bewegt sich ein Mensch vor allem dann, wenn alle Muskeln des Rückens zusammenwirken. Dann setzt jeder Muskel genau die richtige und angemessene Spannung ein, damit eine fließende Bewegung entsteht.
Zweite These: Bandscheiben sind ‚totes‘ Gewebe, da sie weder Blutgefäße noch Nerven besitzen
Warum es anders ist: Bandscheiben sind reines Bindegewebe und haben einen wasserhaltigen Gallertkern in ihrem Innern. Bindegewebe ist dazu da, Bewegungen abzudämpfen. Wie jedes andere Körpergewebe ist auch dieses auf Ernährung angewiesen. Das geschieht am besten über Bewegung. Dadurch werden die Bandscheiben ständig gepresst und wieder entspannt. Auf diese Weise werden Nährstoffe passiv ins Innere der Bandscheiben gebracht und Verbrauchtes kann ausgeschieden werden.
Dritte These: Einmal gelernt heißt, nie mehr vergessen
Warum es anders ist: Das einfache und ökonomische Credo des Körpers lautet: Was der Mensch nicht benutzt, wird abgeschaltet und steht dementsprechend nicht mehr zur Verfügung. Das passiert im Bewegungsapparat besonders häufig. Der Körper ‚spart Strom‘, indem er seine Energie von nicht gebrauchten Körperregionen abzieht und damit Muskeln stilllegt und dem Vergessen überantwortet. Für uns Menschen heißt das: Unbeweglichkeit, Schmerzen und vorzeitiger Alterungsprozess sind vorprogrammiert.
Vierte These: Die Beine haben mit Rückengesundheit nichts zu tun
Warum es anders ist: Ein Gegenargument liefert uns die Chinesische Medizin. Laut Energie- und Meridianlehre wird die Rückseite eines Menschen als eine Einheit gesehen. Das hat mit dem Blasenmeridian zu tun – dem längsten Energiefluss unseres Körpers. Er verbindet den Kopf mit dem gesamten Rücken, den Beinen und Füßen. Auch in der Schulmedizin erkennt man den Zusammenhang zwischen Spannungen in der Kniekehle und Schmerzen im unteren Rücken zögernd an.
Fünfte These: Bauchmuskeltraining hilft bei Rückenschmerzen
Warum es anders ist: Bauchmuskeln und Rückenstrecker sind Antagonisten – also Gegenspieler. Wenn einer der beiden sich zusammen zieht, muss sich der andere logischerweise entspannen. Auf diese Weise entsteht eine Vorwärts- und Rückwärtsneigungen des Oberkörpers.
Die Bauchmuskeln haben aber einen entscheidenden Vorteil: Sie haben den längeren Hebelarm, denn der Schwerpunkt der Bewegung liegt im Bauchraum, etwas vorderhalb der Wirbelsäule. Beim Bauchmuskel Training ‚gewinnen‘ also immer die Bauchmuskeln, die den Körper nach vorne ziehen. Damit zwingen sie die Rückenstrecker, permanent dagegen zu spannen. Die Bandscheiben müssen diese Dauerspannung ausbaden, und haben keine andere Möglichkeit als schlapp zu machen.
Eine These, die wir als richtig erachten
Die Rückenschmerzen unserer Zeit wollen uns zeigen, dass wir generell unseren Körper auf neue Weise betrachten sollen. Konkret: Unser Körper ist so viel mehr als nur eine Maschine, die ab und zu gewartet und repariert werden muss. Unser Körper ist ein intelligentes Netzwerk, das auch endlich als solches wertgeschätzt und behandelt sein will.
Am besten ist hier ein neues Bild angebracht – das eines Symphonie Orchesters
Dann gleicht beispielsweise unser Rücken mit all seinen Muskeln, Knochen und Geweben den Spielern eines großen Orchesters. Jeder dieser Spieler ist autonom, selbständig und selbstverantwortlich. Und doch wirkt jeder an einem größeren Ganzen mit – dem Stück, das gespielt wird. Diesem Ganzen ordnet sich jeder unter.
Auf unseren Körper übertragen hieße das: Das Stück, das gespielt wird, ist die wohlklingende, sprich fließende Bewegung eines Menschen, z.B. beim Gehen, Laufen, Sitzen usw. Diese ‚symphonische‘ Bewegung wird durch den Dirigenten gelenkt – unserem Gehirn.
Dieser Dirigent muss all seine Spieler auf- und wachrufen, muss sie in all ihren Fähigkeiten fordern und zum Einsatz bringen. Hat der Dirigent aber keinen Sinn für Qualität, so wird er nicht darauf achten, dass seine Spieler zusammenspielen. Einige Musiker sind unkonzentriert oder sogar eingeschlafen, und das Musikstück wird immer einfarbiger und langweiliger. Und die Musiker, die sich noch abmühen, sind überfordert und bringen Misstöne hervor. Auf den Körper übertragen heißt das so viel wie: Wir fühlen uns müde, alt, ausgelaugt, eingeengt und eingesperrt.
Machen wir uns klar, dass unser Körper, insbesondere der Rücken, auf Bewegung und Bewegungsvielfalt angewiesen ist. Er braucht es, dass wir achtsam und kreativ mit ihm umgehen. Dann kann er das bewirken, worauf es ankommt: Er bewegt sich geschmeidig und schmerzfrei und schenkt uns zusätzlich eine gute physisch-emotionale Grundstimmung. Diese nehmen wir dann als Entspannung wahr. Und Entspannung ist die Voraussetzung für Sinn und Sinnenhaftigkeit.
Wenn du also wieder einmal einem Symphonie Orchester zuhörst, dann erinnere dich an deinen Körper und vernimm den Wohlklang seiner Musik.
In diesem Sinne wünschen wir Euch einen schönen Frühlingsanfang
Wolfram & Ricarda
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Nachdem im Februar acht TAO Touch® Entspannungstrainer/Innen die Prüfung bestanden haben, beginnt Ende April die neue 18-tägige Ausbildung.
Nutze die berufsbegleitende 10-monatige Ausbildung, um Gruppen mit einem einzigartigen Konzept zu leiten: Entspannungs- und Bewegungsmethoden aus dem Qi Gong & Tai Chi, die den Geist besänftigen und zusätzlich die Wirbelsäule bis ins hohe Alter gesund erhalten.
Im Praxis Seminar I lernst du das Wichtigste zur Meridian- oder Organuhr kennen: Warum ist es wichtig, auf den richtigen Zeitpunkt zu achten? Wann hat ein Organ besonders viel Energie und kann daher gut angesprochen werden? Welche Organ Energien neigen zu Fülle-Symptomen und können nach der Organuhr gut beruhigt werden? Und vor allem: Welche praktische Bedeutung hat das auf unsere Gesundheit?
Die fließenden Bewegungen gehen auf daoistische Praktiken zurück, mit denen die Gelenke flexibel und der Energiefluss im Körper harmonisiert werden kann. Eine besondere Rolle spielt dabei der Blasenmeridian, der maßgeblich an der Geschmeidigkeit und Schmerzfreiheit des Rückens beteiligt ist.
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