TAO Touch Newsletter Juni 2011

 

Carpe Diem oder „Erschaffe den Tag“

Als wir im Sportstudium Anfang der 80iger Jahre zum ersten Male von ideomotorischem Lernen hörten, staunten wir nicht schlecht – eine Sensation: Allein, wenn sich ein Sportler eine ihm bekannte Bewegungsfolge vorstellt, gibt es im Nervensystem unterschwellige Aktionspotenziale – also Nervenimpulse, die genauso ablaufen, als würde der Sportler dieselbe Bewegung wirklich ausführen, nur ohne sichtbares Ergebnis. ‚Bewegung im Liegestuhl‘ nannten das viele.

Heute, 30 Jahre später, ist das Thema für uns schon Alltag. Wir erleben es Tag für Tag: Alles, was wir uns vorstellen, was wir glauben – und schon jeder einzelne Gedanke hat Energie – tut etwas mit uns. Nur das Wissen darum, dass du morgen einen 50km-Marsch durchführen wirst, verändert heute schon deinen Körper. Es macht einen kolossalen Unterschied, wenn du erfährst, dass die nette Engländerin, der du heute morgen begegnet bist, die Queen war. Und du wirst ein Haus mit anderen Augen sehen, wenn du weißt, dass du es demnächst erben wirst. Das Beispiel mit der schweren Krankheit und dem berühmten ‚letzten Jahr‘ Lebenserwartung können wir alle nachvollziehen.

Die alten Chinesen mit ihrer Jahrtausende – alten Bewegungskunst wussten natürlich auch um die große Kraft der Vorstellung. Sie haben in ihren Übungen bewusst schöne, Harmonie erzeugende Bilder als Werkzeug des Heilens eingesetzt. So heißt eine Übung im Qi Gong z.B.: „Der alte Mann/ Die alte Frau rudert über den See“. Geht da bei dir auch die Phantasie los? . . . Morgenstimmung, leichter Dunst über dem stillen, spiegelglatten Wasser . . . ein Kahn, der lautlos darüber gleitet . . . Frieden, Gelassenheit. . .

Man könnte meinen, die körperliche Form der Übung ist nur Beiwerk. Und so ist es in der Tat; die alten Weisen wussten es schon immer: Das, was wir denken, immer wieder denken und irgendwann auch glauben, werden wir einmal selbst sein. Wir erschaffen uns selbst mit unseren Ideen, Bildern, Vorstellungen. Der Körper dient dabei als Anker, der den Gedanken Wurzeln gibt.

Lass uns heute mal ein Experiment machen! Lass uns denken: „Ich bin heute der Ehrengast in meiner Stadt – ohne mich wäre diese Stadt ärmer.“ Aber nicht nur so, mal kurz zwischen Kaffee und Morgenzeitung. Nimm dir richtig Zeit dafür. Setze oder stelle dich an einen ruhigen, friedvollen Platz, nimm dir 15 – 20 Minuten Zeit, versenke dich und lass die Idee richtig stark werden. Verankere die Vorstellung mit einer einfachen Atemübung, indem du die Arme im weiten Kreis über dem Kopf zusammen und dann nach unten führst. Dabei atmest du tief und langsam ein und aus. Spüre das Gefühl, das sich in dir ausbreitet und lass es bis in die kleinsten Winkel deines Körpers strömen. Und dann lass dich den Tag über von diesem Gefühl begleiten. Das könnte ein richtig guter Tag werden.
Und morgen magst du es vielleicht wieder tun. Dann gibt es eine ganz neue Vorstellung.

Wolfram & Ricarda Geiszler, TAO Touch Akademie

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