TAO Touch Newsletter Mai 2011

 

Die „Licht und Liebe“ Floskel

Ich entdecke sie mittlerweile unter immer mehr E-Mails. Freunde erzählen mir, dass sie meist automatisch eingegeben ist, ganz ähnlich der „Mit freundlichen Grüßen“ Zeile bei Geschäftspost.

Ich gebe zu, mich macht die „Licht und Liebe“ Zeile aggressiv. Ich weiß, Wut ist in sogenannten spirituellen Kreisen sehr verpönt. Vielleicht enthält sie zu viel Vitalität und Kraft, die sich nicht mit der immer häufiger gelebten „Es ist, wie es ist“ Mentalität verträgt.

Erich Fromm ist der Meinung: „Es gibt wohl kein Wort dessen Inhalt vieldeutiger und verwirrender ist als der des Wortes Liebe.“

Wenn ich mir die Chats der Jugendlichen anschaue, weiß ich, dass Fromm Recht haben muss. Unsere 16jährige Tochter hat für mich einige Aussagen herausgesucht. Ein Mädchen zu ihrer Freundin: „Ich liebe dich über alles, mein Schatz!“ oder „Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt.“

Diese Entwicklung stimmt mich traurig. Natürlich, denn hinter der vordergründigen Wut steckt ja meist die Traurigkeit. Mein erstes bebendes „Ich liebe dich“ – selbst ausgesprochen und gesagt bekommen – hatte einen Zauber, an den ich mich noch heute erinnere. Es erfasste meinen ganzen Körper von den Haar- bis zu den Zehenspitzen. Es war tief gefühlte Sehnsucht und Verheißung in einem.

Die noch folgenden „Ich liebe Dichs“ waren ebenso kostbar. Rückblickend waren sie wohl deshalb so wertvolle Geschenke, weil sie nicht so häufig, aber dann tief gefühlt waren. Im ganzen Körper begann es zu strömen und warm zu werden, und für einige Zeit bedurfte es keiner Worte mehr. Ist das wohl gemeint, wenn die E-Mail Schreiber der „Liebe“ auch noch das „Licht“ zur Seite stellen?

Mein persönliches Fazit über die Licht und Liebe Epidemie, die ja auch eine gewisse sprachliche Poesie enthält, ist der klare Wunsch, diese Poesie mit gefühltem Erleben zu füllen. Erst dann bekommt die Liebe wieder etwas von ihrer Würde und ihrer Kraft zurück.

Sicherlich ist genau das gemeint, wenn Masaru Emoto, der „große Weise des Wassers“ uns auffordert, unsere Gebete für Japan in folgender Weise auszurichten:

„Ich sende die Energie der Liebe und Dankbarkeit zu den
Gewässern und allen Lebewesen in Japan und seiner Umgebung.
Zu den Walen, Delphinen, Pelikanen, Vögeln, Fischen, Muscheln,
Plankton, Algen – zu ALLEN Lebewesen.
Es tut mir leid! Bitte vergebt mir! DANKE! Ich liebe Euch!“

Und da wir selbst zu über 70% aus Wasser bestehen, könnten wir das Gebet auch an unsere eigenen Körperzellen richten. Dankbarkeit und Aufmerksamkeit tut ihnen sicher gut.

Ricarda Geiszler

www.tao-touch.de